Kann man Holz mit Speiseöl ölen?
Ja, prinzipiell kann Holz mit Speiseöl behandelt werden, da zum Beispiel das beliebte Leinöl auch ein Speiseöl ist. In der Praxis werden Sie wahrscheinlich trotzdem ein neues Öl kaufen müssen. Das liegt daran, dass die meisten Speiseöle, die in deutschen Haushalten zum Kochen vorhanden sind, nicht oder nur sehr langsam aushärten.
Das hat zur Folge, dass auch nach mehreren Monaten keine oxidierte, also trockene Schicht auf der Holzoberfläche entsteht. In der Küche benutzte Öle sind dazu teilweise einfach nicht fähig. Obwohl viele Holzöle, welche Sie bei uns oder im Baumarkt kaufen können, auch auf einem Speiseöl basiert sind, nämlich Leinöl, oxidieren diese Öle verlässlich und vor allem schnell. Um das zu erreichen werden dem Leinöl sogenannte Sikkative beigefügt, welche die Trocknung beschleunigen. Diese sind in Ihrem Olivenöl ähnlichem Speiseöl natürlich nicht enthalten.
Maßgeblich für die Fähigkeit eines reinen Öls zu oxidieren, also zu trocknen, ist die Iodzahl des Öls. Die Iodzahl weist auf die Menge an einfach oder mehrfach ungesättigten Fettsäuren im Öl hin. Ist der Gehalt solcher Fettsäuren hoch, ist auch die Iodzahl des Öls entsprechend hoch. Anhand dieser Zahl werden Öle dann wie folgt klassifiziert:
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Nicht trocknende Öle – Iodzahl 0 - 100
Wie der Name schon erahnen lässt, findet bei diesen Ölen keine nennenswerte Polymerisierung statt. Wenn Sie Ihr Holz also mit Olivenöl(Iodzahl 79–80) behandeln, wird auch nach langer Zeit keine trockene Schicht entstehen und es bleibt immer feucht. -
Halb trocknende Öle - Iodzahl 101 – 170
Mit viel Geduld sind einige der Öle in der oberen Reichweite dieser Klasse durchaus zu gebrauchen. Trotzdem sollten Sie der behandelten Oberfläche einige Wochen an einem gut belüfteten Standort geben. -
Trocknende Öle – Iodzahl > 170
In dieser Klasse können Sie sicher sein, dass die Öle gut trocknen und daher als Holzschutzmittel geeignet sind. Speiseöle sind hier allerdings kaum vertreten, und auch hier gilt Geduld zu bewahren!
Als Holzschutzmittel ungeeignet sind daher diese Öle:
Ungeeignete Öle
Es wird also ein Speiseöl benötigt, welches trocknet. Das gibt es, allerdings ist auch hier zu beachten: Selbst solche Öle brauchen eine lange Zeit, um eine oxidierte Schicht zu bilden, Sie müssen also Geduld haben! Rechnen Sie mit einer Trockenzeit von mindestens zwei Wochen. Wenn Sie aber Geduld und ein trocknendes Öl haben, ist es durchaus möglich ein schönes Ergebnis zu erreichen. Geeignete Öle sind unter anderem:
Geeignete Öle
Falls sie keines dieser Öle zu Hause haben, und ein reines, lebensmittelechtes Öl bestellen müssen, empfehlen wir Leinöl oder Tungöl(Iodzahl 147–211). Tungöl ist zwar kein Speiseöl, doch kann es ähnlich wie Leinöl benutzt werden. Es ist allerdings ein Nussöl, achten Sie also auf Allergien!
Grenzwertige und umstrittene Öle
Im Raum zwischen den geeigneten und ungeeigneten Ölen finden sich Öle, die nicht ganz klar zu bewerten sind. Manche dieser Öle werden vereinzelt als Holzöl empfohlen, obwohl Sie nicht sicher trocknungsfähig sind. Andere sind trocknend, sind aber aus anderen Gründen nicht zu empfehlen.
Erdnussöl
Zu der Frage, ob Erdnussöl als Holzöl geeignet ist, findet man im Netz sehr unterschiedliche Antworten.
Selbst Wikipedia, die erste Quelle die viele Interessierte konsultieren würden, gibt widersprüchliche Antworten: Der Wikipedia-Artikel zu Erdnussöl gibt eine Iodzahl von 83–107 an, was natürlich heißen würde dass es ein nicht-trocknendes Öl ist und damit als Holzöl nicht sinnvoll. Schaut man sich dann allerdings den Artikel zu Iodzahlen an, findet man Erdnussöl in der 130–170 Zeile der enthaltenen Tabelle. Wenn diese Klassifizierung so zutrifft, sollte Erdnussöl als günstiges halb-trocknendes Öl eigentlich ein recht gut geeignetes Holzöl sein.
Um es kurz zu halten, haben wir hier ein parr ausgewählte und oft zitierte Quellen gesammelt, die zeigen dass für die Iodzahl von Erdnussöl in der Fachliteratur sowohl hohe, als auch niedrige Werte zu finden sind:
Iodzahl – Erdnussöl | Quellenangabe |
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< 100 | Heermann, P. (1923). Fette und Öle. In: Färberei- und textilchemische Untersuchungen. Springer, Berlin, Heidelberg. – Seite 218 |
84–105 | Wiley-VCH. (2016). Ullmann's Food and Feed, 3 Volume Set. Wiley-VCH Verlag. – Seite 719 |
156 | Belitz, H.-D., Grosch, W., & Schieberle, P. (2007). Lehrbuch Der Lebensmittelchemie (6. Aufl.). Springer. – Seite 684, Tabelle 14.21 |
Fazit: Wir können Erdnussöl anhand der uns zur Verfügung stehenden Fakten nicht als Holzöl empfehlen. Allerdings sind im Netz auch positive Aussagen von erfahrenen Anwendern zu finden und einzelne Quellen klassifizieren Erdnussöl ja auch als halb-trocknendes Öl. Daher fällt es hier nicht unter die nicht geeigneten Öle. Wir wären an Erfahrungsberichten sehr interessiert, zögern Sie nicht uns zu schreiben!
Geeignete Anwendungen für Speiseöl
Speiseöle sind eigentlich nur bei Holzoberflächen sinnvoll, die oft mit Lebensmitteln in Kontakt kommen. Ansonsten sind spezialisiertere Holzöle wahrscheinlich die bessere Wahl.
Ungeeignete Anwendungen für Speiseöl
Besonders für große Flächen, viel beanspruchte Oberflächen und Oberflächen, die der Witterung ausgesetzt sind, sind Speiseöle als einziges Holzschutzmittel nicht zu empfehlen.